Die Autorin, Journalistin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Mithu Melanie Sanyal ist 1971 in Düsseldorf geboren und dort aufgewachsen. Ihre Mutter stammt aus Polen, ihr Vater aus Indien. Sanyals Themenschwerpunkte sind Feminismus, Rassismus, Identitätspolitik, Popkultur und Postkolonialismus. Sie arbeitet für verschiedene Radiosender und Zeitungen, u.a. für den Bayerischen Rundfunk, den Südwestrundfunk, den Deutschlandfunk, „Die Zeit“. Sie hat eine regelmäßige Kolumne in der „tageszeitung“ und ist zudem für die Bundeszentrale für Politische Bildung tätig. Darüber hinaus ist sie Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten, darunter die Ruhr Universität Bochum, die Leuphana Universität Lüneburg und die Hochschule Merseburg. Für ihre Hörspiele und Features im WDR erhielt sie bereits dreimal den Dietrich Oppenberg Medienpreis der Stiftung Lesen.
Mithu M. Sanyal studierte deutsche und englische Literatur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo sie über die Kulturgeschichte des weiblichen Genitals promovierte. Aus ihrer Doktorarbeit entstand das Sachbuch „Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“, das 2009 im Wagenbach Verlag erschien und mehrfach wiederaufgelegt wurde. Neben zahlreichen Beiträgen in Sammelbänden sowie in Print- und sonstigen Medien erschien 2016 ihre Studie „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“ in der Edition Nautilus (mehrere Wiederauflagen). Die Übersetzung ins Englische wurde mit dem Preis „Geisteswissenschaften international“ der Fritz Thyssen Stiftung, der VG Wort, des Börsenverein des Deutschen Buchhandels und des Auswärtigen Amtes gefördert. Im Jahr 2021 veröffentlichte Sanyal schließlich mit „Identitti“ (Hanser Verlag) ihren ersten Roman, der von der Literaturkritik sehr positiv aufgenommen wurde.
Begründung der Jury:
Mithu Sanyal wirft sich in die Debatten. Mit großer Souveränität, Originalität und Witz lotet sie in ihrem Romandebüt „Identitti“ Konstrukte wie Identität, Sexualität und Rassismus aus. Sie hinterfragt etablierte kulturelle Muster und lässt ihre Figuren virtuos Theorie verhandeln.
In ihrer kulturwissenschaftlichen Arbeit „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“ analysiert sie, wie Geschlechterkategorien und Rassismus den Vergewaltigungsbegriff prägen. Bereits 2016 erschienen lieferte sie damit ein wichtiges Buch, das nach Metoo nicht den Eingang in den Diskurs fand, den es verdient hätte. Mithu Sanyals Werk leistet einen wichtigen Beitrag zu einigen der brisantesten Fragen unserer Zeit. Ihr literarisches und wissenschaftliches Schreiben ist pointiert, scharfsinnig und mutig.